Es rumort im Frankfurter Riederwald. Grund: Neue Nachbarn, die keine*r will. Im Ladenlokal Am Erlenbruch 94 möchte der „Lebensglück e.V.“, Tarnorganisation des „Königreichs Deutschland“, an Silvester ein eigenes Ladenprojekt eröffnen. Thread zu Hintergründen & Beteiligten. Das Ladenlokal, das zuvor das chinesische Restaurant „Sonnenblume“ beherbergte, wird bereits seit etwa 6-8 Wochen regelmäßig genutzt. Tagsüber sind oft mehrere Personen aus der Reichsbürger-Szene anwesend und bilden sich auch via TikTok und Instagram dort ab.

Initiator des Ladens ist der in Frankfurt-Seckbach wohnhafte David Ekwe-Ebobisse. Er ist u.a. Vegan-Guru, Rohkostfanatiker, Sozialdarwinist, Reichsbürger, Holocaust-Relativierer und Corona-Leugner. Mehr dazu bei Aufklärung statt Verschwörungsideologien (Artikel). Außer Ekwe-Ebobisse sind noch einige weitere Protagonisten des „Königreichs Deutschland“ (KRD) dabei: Darunter Jens Becker oder Mathias Blaul (als 2. Vorsitzender des Vereins „Lebensglück e.V.“). Carl Kinsky hat in der Lotta über sie geschrieben.

Für den 31.12. um 18 Uhr ist die offizielle Eröffnung des Lokals geplant. Hier sollen Produkte und Dienstleistungen verkauft werden, auch eine Wiedereröffnung von Ekwe-Ebobisses Restaurant „Rohkosteria“ ist wohl geplant. Es dürfte sich demnach um das Nachfolgeprojekt des gescheiterten Wohn- und Ladenprojekts in Hasselroth (Main-Kinzig-Kreis) handeln. Die dortigen Pläne waren im Juli nach Protesten gescheitert, als der Vermieter den Vertrag gekündigt hatte.

Dass mit diesem Laden in Frankfurt ein Treffpunkt und Vernetzungsort der extrem rechten Reichsbürgerszene entstehen soll, ist nicht hinnehmbar. Es ist an allen Antifaschist*innen in Frankfurt, dieses Projekt mit den notwendigen Mitteln zu verunmöglichen. Ladenschluss für Reichsbürger, besser heute als morgen!

Pressebericht Hessenschau

Ein Reichsbürger will im Frankfurter Riederwald einen Laden eröffnen. Doch die Immobilie gehört einem städtischen Wohnungskonzern – der hat reagiert und den Mietvertrag gekündigt. Es ist nicht der erste Versuch von Anhängern des „Königreich Deutschland“, im Rhein-Main-Gebiet Fuß zu fassen.

Im Frankfurter Riederwald soll der „gesündeste Ort Deutschlands“ entstehen, der mit Rohkost statt „alten Gewohnheiten und Saufritualen“ an Silvester eröffnet werden soll. So steht es auf der Internetseite des Anhängers des „Königreichs Deutschland“, David Ekwe-Ebobisse, der für sein Vorhaben ein ehemaliges China-Restaurant angemietet hat.

Städtische ABG kündigt den Mietvertrag

Der Verfassungsschutz stuft das „Königreich“ als extremistisch ein, die Gruppierung gehöre zur Reichsbürger-Szene. Es ist nicht der erste Versuch von Anhängern des „Königreichs“ im Rhein-Main-Gebiet, eine Immobilie zur Vernetzung unter Gleichgesinnten zu finden. Im Mai scheiterten die Bürger des Fantasielandes mit dem Versuch, einen Reichsbürger-Supermarkt in Hasselroth (Main-Kinzig) zu eröffnen.

Auch dieses Mal sind die Erfolgsaussichten schlecht: Die Immobilie im Frankfurter Riederwald in der Straße „Am Erlenbruch“ gehört der städtischen Immobiliengesellschaft ABG Holding. Mieter ist ein Gastronom, der dort ein China-Restaurant betrieb und die Räumlichkeiten an einen Verein der Reichsbürger untervermietete. Darüber hatte die Frankfurter Rundschau zuerst berichtet.

Vereinsheim für Gegner der Bundesrepublik

Die ABG teilte dem hr am Dienstag mit, der Mietvertrag sei inzwischen gekündigt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der ABG, Frank Junker, stellte klar, es sei angekündigt worden, dass in den Laden eine öffentliche Gastronomie rein solle. Nun sieht sich die ABG offenbar getäuscht: „Da der Mieter mit dem, was nun herauskam, gegen den Vertragsinhalt verstoßen hat, haben wir ihm gekündigt und die Untervermietung untersagt.“

Auf seiner Internetseite hatte Ekwe-Ebobisse angekündigt, der Ort solle ein Vereinsheim werden, die Silvesterparty sei für Vereinsmitglieder. Vermietet wurde der Laden an den Verein „Lebensglück“ mit Sitz in Griesheim (Darmstadt-Dieburg). Von diesem Verein führt eine Verbindung zu Jens Becker, der mit Ekwe-Ebobisse bekannt ist und seit Jahren für den Fantasiestaat „Königreich Deutschland“ wirbt. Becker hatte auch versucht, den Laden in Hasselroth zu eröffnen.

Silvesterparty wird Begrüßung und Abschied zugleich

Dem hr sagte Ekwe-Ebobisse am Dienstag, er wolle seine Silvesterparty noch feiern, da seien alle Gäste willkommen, „solange sie keinen Ärger machen“. Seinen Angaben zufolge wird die Veranstaltung nun aber wohl Begrüßung und Abschied zugleich sein: „Wir werden da wahrscheinlich rausgehen. Dem Mieter ist gekündigt worden. Ich finde es sehr schade, wie das aufgefasst wird, was wir tun“, sagte Ekwe-Ebobisse

Im Stadtteil ist der Laden nicht willkommen: Christa Petkovsek engagiert sich in der Stadtteil-Initiative Demokratiekreis Riederwald. Vergangene Woche traf sich die Initiative. „Da ist dann auch Herr Ekwe-Ebobisse mit einigen Unterstützern aufgetaucht“, erzählt Petkovsek. Die ungebetenen Gäste, die sich zunächst nicht alle zu erkennen gegeben hätten, seien vor die Tür gesetzt worden: „Wir haben natürlich keine Gewalt angewandt, mussten aber sehr nachdrücklich dafür sorgen, dass sie den Raum verlassen“, sagt Petkovsek.

Rohkost und Verschwörungsideen

Damit ergeht es dem Vereinshaus im Riederwald ähnlich wie dem Supermarkt-Projekt in Hasselroth. Das scheiterte am Widerstand der Gemeinde und des Kreisausschusses, zur Eröffnung war eine Gegenveranstaltung angekündigt worden. Die Reichsbürger zogen am Ende zurück, schuld sei die negative Berichterstattung und das „Unverständnis in der Bevölkerung“, hieß es damals von den Königreich-Anhängern.

Ekwe-Ebobisse wirbt schon länger im Internet für sein Paralleluniversium, den Verzehr von veganer Rohkost und das „Auswandern“ aus der Bundesrepublik: Auf Youtube macht er Videos mit anderen Anhängern des Fantasiegebildes „Königreich Deutschland“, verbreitet Verschwörungsideen und posiert mit seinem „Königreich-Ausweis“. Ein Reichsbürger sei er aber nicht, erklärte Ekwe-Ebobisse dem hr.

Die Strategie, in Deutschland Orte zum Vernetzen unter Gleichgesinnten zu gründen, wird von den Verfassungschützern der Länder schon länger beobachtet. Der selbsternannte König im Fantasiekönigreich ist Peter Fitzek aus Sachsen-Anhalt, der mehrfach verurteilt wurde und wegen zweifelhafter Versicherungsgeschäften im Gefängnis saß.

Eine Fassade zum Geldverdienen

Laut dem hessischen Verfassungsschutz versuchen Fitzek und seine Anhänger unter Vorwänden eine „Gemeinwohlkasse“ im Rhein-Main-Gebiet zu eröffnen – eine Art Bank. Das sei allerdings lediglich eine Fassade, mit der einige wenige Funktionäre der Gruppierung versuchten, Kasse zu machen, heißt es vom Verfassungsschutz.

Die Behörde geht aktuell von einer mittleren zweistelligen Zahl von Anhängern des Königreichs in Hessen aus. Dazu käme eine mittlere einstellige Anzahl von Unternehmen, die sich dem Königreich zurechnen und entsprechend die Rechtsordnung der Bundesrepublik ablehnen, teilte die Behörde dem hr mit.

Ob das ehemalige China-Restaurant im Riederwald den Untertanen des Selfmade-Königs am Silvesterabend noch zur Verfügung stehen wird, ist unklar. Falls doch, wollen Menschen aus dem Stadtteil vor der Tür kundtun, dass Reichsbürger im Riederwald nicht willkommen sind.