Der rassistische Brandanschlag

Im Wächtersbacher Stadtteil Wittgenborn kam es in der Nacht auf den 25. Dezember 2023 zu einem rassistischen Brandanschlag. Bislang Unbekannte sprühten an mehrere Innenwände des Familienhauses rassistische Parolen und legten einen Großbrand. Durch das komplexe Feuer, welches erst nach acht Stunden gelöscht werden konnte, wurde das Haus unbewohnbar. Die Familie, der das Haus gehört, war glücklicherweise zu dem Zeitpunkt nicht daheim. Ein geschätzter Schaden von 350.000€ entstand. Laut Medienberichten erhielten die Bewohner*innen bereits in den Wochen zuvor Morddrohungen per Telefon.

Berichterstattung

Bis das Ausmaß des Brandes und dessen ideologische Hintergründe – Rassismus und Menschenfeindlichkeit – erkannt und öffentlich thematisiert wurden verging eine Ewigkeit. Auch heute, wo es Bilder von den widerwärtigen, rassistischen Parolen im Inneren des Hauses gibt, sprechen Stadtpolitik, Medien und Justiz immernoch lediglich von einem Verdacht des Rassismus – oder schlimmer „Fremdenfeindlichkeit“.

Folgen

Für Migrantische Personen in der Kleinstadt Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis) kommt die Tatmotivbestimmung aus, ohne hierzu nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Ihnen ist klar, wie die message lautet: „wir wollen Euch hier nicht und setzen diesen niemals legitimen Wunsch gegebenenfalls auch in die Tat um“, so bleiben Rassisten Rassisten und auf Worte folgen Taten. Anwohner*innen, die sich nicht dem rassistischen Normalzustand beugen wollen sowie migrantisierte Bürger*innen aus Wächtersbach beklagen, am eigenen Wohnort herrsche ein Klima der Angst. Täglich begegne man Alltagsrassismus, auch sei man von Anfeindungen betroffen. Vorsichtig müsse man allein schon sein, wenn es darum ginge an öffentlichen Orten Kritik an Rechten zu üben. Wenn weiter öffentlich angezweifelt wird, ob es sich um einen rassistischen Brandanschlag handele oder nicht, werden diese Zustände mutwillig vertuscht, verschwiegen und verschärft.

Wächtersbacher Zustände

Fragen von Journalist*innen, ob die Betroffenen des Anschlages gut integriert waren reihen sich in eine altbekannte Problemstelle ein. Ob Betroffenen gut integriert sind oder nicht darf keine Rolle spielen! Wer diese Tatsache in Frage stellt und migrantisierte Menschen in „gut“ und „böse“ unterteilt ist selbst rassistisch, relativiert und legitimiert Gewalt gegenüber Marginalisierten. Als Antifaschist*innen kämpfen wir entschlossen gegen solche Narrative und Umgänge mit rechtem Terror! Wächtersbach ist traurigerweise kein unbekanntes Pflaster. Am 22. Juli 2019 schoss ein Rassist mit sechs Schüssen auf Bilal und tötete sich anschließend selbst. Bilal überlebte schwer verletzt. Der Täter prahlte bevor er zur Waffe griff in einer Kneipe mit seinem Vorhaben. Wie man sich nach diesen stadtgesellschaftlichen Zuständen als ein Bürgermeister, wie es der von Wächtersbach getan hat, hinstellen kann und anzuzweifeln, dass es sich um eine rassistische Tat handelt, ist unbegreiflich. Dies grenzt an Ignoranz und radiert jeglichen traurigen, menschenfeindliche Stimmung und Vorkommnisse der letzten fünf Jahre in Wächtersbach entschieden aus. Eine Stadt, in der die AfD 19% bei der Landtagswahl im Herbst geholt hat, reiht sich in den hessenweiten Durchschnitt ein. Wächtersbach und Hanau sind gerade einmal 30 Minuten voneinander entfernt. Also  genau die Stadt, in der vor vier Jahren ebenfalls ein Rassist Worte zu Taten werden ließ. Am 19. Februar 2020 erlangte Hanau dadurch Bekanntheit, dass bei dem rechtsterroristischem Anschlag neun Menschen ermordet wurden. Gerade deshalb, ist es wichtig wachsam zu sein, den Finger in die Wunde zu legen, rechten Terror nicht klein zu reden und die Menschen vor Ort – allen voran die Betroffenen – zu unterstützen.

Gegen die Normalisierung rechter Zustände in Stadt und Land! Kommt am 17. Februar zur bundesweiten Großdemonstration nach Hanau #saytheirnames