Gefunden bei der FR.

AfD-Funktionär und Landtagskandidat Sascha Herr aus dem Hochtaunuskreis traf einen ehemaligen Führungskader von „Combat 18“ – und will von nichts gewusst haben.

Der hessische AfD-Funktionär und Landtagskandidat Sascha Herr ist erneut durch Kontakt zu einem militanten Neonazi aufgefallen. Bei Facebook tauchte ein Foto auf, das den 44-Jährigen aus Schmitten im Hochtaunuskreis bei einem Kneipenabend mit Rechtsextremen zeigt. Veröffentlicht hatte das Bild ein alter Freund, der als langjähriger Besucher von Rechtsrockkonzerten bekannt ist. Der AfD-Politiker nennt diesen Mann im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau einen „sehr guten Kumpel“ – obwohl er zugleich beteuert, Neonazis „nicht leiden“ zu können und mit ihnen „nichts, aber auch gar nichts“ zu tun haben zu wollen.

Besonders interessant ist deshalb der üppig tätowierte Mann, der direkt neben Herr sitzt und grinsend mit ihm das Glas erhebt: Daniel O., 39 Jahre alt und schon sein halbes Leben lang in der rechten Szene unterwegs, galt den Behörden als zentrale Figur des deutschen Ablegers von „Combat 18“.

Dieses internationale Neonazi-Netzwerk, dessen Name sich mit „Kampftruppe Adolf Hitler“ übersetzen lässt, propagiert Kleinstgruppenterror, um die Vorherrschaft einer vermeintlichen „weißen Rasse“ durchzusetzen. Als es 2020 in Deutschland verboten wurde, war Daniel O. einer von nur sieben Führungskadern bundesweit, denen die Verbotsverfügung zugestellt wurde.

Sascha Herr ist im Hochtaunuskreis stellvertretender Sprecher der AfD und sitzt im Kreistag, außerdem arbeitet er für die Rechtsaußenpartei als Referent im Wiesbadener Rathaus. Bei der Landtagswahl am Sonntag kandidiert er auf dem wohl nicht allzu aussichtsreichen Listenplatz 27. Den Kneipenbesuch mit Daniel O. bestreitet er nicht. Er will den Neonazi aus dem Vogelsbergkreis aber vorher gar nicht gekannt und auch an jenem Abend nur wenige Sätze mit ihm gewechselt haben – und da sei ihm nichts Negatives aufgefallen.

Freundschaft gekündigt

Die Schuld sieht er allein bei seinem alten Freund, der den Mann mitgebracht habe. „Ich bin richtig sauer“, sagte Herr der FR. „So was kann ich überhaupt nicht gebrauchen.“ Die seit Kindesbeinen bestehende Freundschaft habe er deshalb jetzt aufgekündigt.

Vor zwei Jahren hatte der AfDler noch weniger Berührungsängste gezeigt. Damals war vor der hessischen Kommunalwahl bekannt geworden, dass er 2017 das Neonazi-Festival „Rock gegen Überfremdung“ im thüringischen Themar besucht hatte – unter anderem zusammen mit dem Mann, der nun nicht mehr sein Freund sein soll. Er habe sich „informieren“ wollen, rechtfertigte sich Herr, und sei schon nach einer Viertelstunde wieder gegangen. Und die Szenekleidung, in der er fotografiert worden war, hätten ihm seine Freunde geliehen.

Bemerkenswert: Das T-Shirt mit der schwarz-weiß-roten Reichsfahne, das er in Themar trug, stammt von einem Rechtsrock-Event, das im Jahr zuvor in der Schweiz stattgefunden hatte, organisiert von den kürzlich ebenfalls verbotenen „Hammer-skins“. Auch dorthin war Sascha Herr mit seinem alten Kumpel sowie etlichen weiteren Neonazis gereist, gemeinsam posierte die Gruppe auf Fotos. Das Konzert, sagte Herr, habe er dann jedoch gar nicht besucht. Sondern lieber Sightseeing betrieben.