(Anmerkung der Redaktion: Wir teilen die in dem Artikel und herum geäußerten Anschuldigungen aus der Projektwerktstatt gegen die Verteidigung von Ella nicht! Wir kennen und schätzen die Anwält*innen als gute RA*in und sind uns sicher das diese ihre abgesprochenen Gründe für ihr Handeln haben. Wir finden Auseinandersetzungen grundsätzlicher Art sollten nicht am konkreten Fall passieren)

Die zweite Instanz im Prozess gegen Ella nahm am 5. Verhandlungstag (Landgericht Gießen) eine wahrscheinlich und hoffentlich entscheidende Wende. Unter dem Druck des Films „Ella“, den die im ersten Verfahren mit Lügen Ella in den Knast bringenden SEKler alle gesehen hatten, korrigierten sie ihre Aussagen hinsichtlich ihrer Sicherungen. Jetzt ist auch aus ihrem Munde klar, was alle Welt immer wusste, aber in der ersten Instanz von Zeugen, Staatsanwältin und Richter absichtlich anders dargestellt wurde: Alle waren immer gesichert und konnten nicht abstürzen. Gestern korrigierten sie ihre Aussagen in diesem Punkt – und zogen auch weitere Belastungen zurück

Am 26.11.2020 wurde eine bis heute namentlich unbekannte Person am Dannenröder Wald verhaftet und unter schweren Vorwürfen inhaftiert. Sie sitzt bis heute in der JVA Preungesheim in Frankfurt. Mehrere SEK-Beamte warfen ihr vor, sich in 15m Höhe gewehrt zu haben, wodurch ein tödlicher Absturz drohte. Schon vor dem Amtsgericht Alsfeld zweifelten viele diese Version an, doch Staatsanwaltschaft und Gericht hielten daran fest, ohne vorliegende Gegenbeweise zu beachten. Am 1.10.2021 veröffentlichten Unterstützer*innen dann den Film „Ella“, in dem die Falschaussagen der SEK-Beamten minutiös belegt wurden (Ella Doku). Leider hatte die Verteidigung keinen Mut, damit die Entlassung von Ella aus der Haft zu beantragen. Umso mehr Wirkung hatte der Film auf die Polizei selbst, wie sich am fünften Prozesstag der aktuell laufenden Berufung vor dem Landgericht Gießen zeigte. Unter dem Druck des Films „Ella“, dessen Inhalte den Zeugen vom Gericht auch immer wieder vorgehalten wurden, korrigierten sie ihre Aussagen hinsichtlich fast aller zentralen Vorwürfe. Damit war auch aus ihrem Munde klar, was alle Welt immer wusste, aber in der ersten Instanz von Zeugen, Staatsanwältin und Richter absichtlich anders dargestellt wurde: Alle waren stets gesichert und konnten nicht abstürzen. Angesichts dessen, dass all das jetzt klar ist, nimmt der Prozess Kurs auf ein schnelles Ende. Wahrscheinlich wird schon am 1. März das Urteil gesprochen und Ella freikommen. Doch genau da bleibt auch der große Wermutstropfen: Ella sitzt dann knapp 15 Monate im Gefängnis – aufgrund der Lügen der Polizei und ihrer Kompliz*innen in der politischen Justiz sowie einer zu zaghaften Verteidigung, die die Freilassung nicht durchsetzen wollte, als der Film erschien. Ob jemals ein Prozess wegen Falschaussagen und Rechtsbeugung eingeleitet wird, dürfte unwahrscheinlich sein. Eine Krähe hackt bekanntlich der anderen kein Auge aus.

Hirnstupser kommentiert den 5. Prozesstag: https://youtu.be/kN2-L4Xd198

Gießener Anzeiger über den 5. Prozesstag: https://www.giessener-anzeiger.de/stadt-giessen/widersprueche-und-korrek…

Gießener Allgemeine: https://www.giessener-allgemeine.de/hessen/sek-beamte-nehmen-aussagen-te…

Kurzbericht auf WsA: https://wald-statt-asphalt.net/tag-5-im-ella-prozess/
10-teiliger Kurzbericht auf Twitter: https://twitter.com/realjaywalking/status/1493625999262732291

Nächster Prozesstermin: Freitag, 18.2., und Dienstag, 1.3., jeweils 9 Uhr

Informiert euch bei der Ortsgruppe der Roten Hilfe Frankfurt über Unterstützungsmöglichkeiten!