Die Neonazis Leon Ringl, Bastian Adam, Maximilian Andreas und Eric Krempler wurden am 4. April vergangenen Jahres im Zuge einer deutschlandweiten Razzia in 11 Bundesländern gegen verschiedene rechte Strukturen festgenommen. Der Vorwurf lautete unter anderem „Bildung einer kriminellen Vereinigung“.

Am 2. Mai 2023 erhob die Bundesanwaltschaft gegen die vier Nazis der extrem rechten Kampfsport Gruppe Knockout 51 wegen dem Vorwurf eine „kriminelle und terroristische Vereinigung gegründet oder sich darin mitgliedschaftlich betätigt zu haben“ Angeklage. Weitere Vorwürfe gegen die Nazischläger sind u.a, (schwere) Körperverletzung und Verstöße gegen das Waffengesetz. Ringl soll der Rädelsführer der Vereinigung sein. Konkret wirft die Bundesanwaltschaft den Beschuldigten 14. Tatkomplexe vor, u.a. einen Angriff gegen Linke mit Schläge gegen den Kehlkopf in Kassel. Mit Bastian Adams ist auch ein hessisicher Nazi aus Rotenburg (Fulda) angeklagt.

Am 20. März 2021 stellten Leon R., Bastian A. und andere Mitglieder von „Knockout 51“ auf einer Corona-Demonstration in Kassel einer Gruppe nach, die sie dem politisch linken Lager zuordneten. Leon R. schlug einer Person aus dieser Gruppe mit der Faust gegen den Kehlkopf, Kiefer und Kinn.

GBA
v.l.n.r. Bastian Adam, Christian Zentgraf, Marvin Wolf, Leon RIngl am 21.11.2020 am Leipziger Hauptbahnhof (Presseservice Rathenow)

Der MDR fasst die Anklage wie folgt zusammen:

Die sogenannte Kampfsportgruppe soll unter dem sportlichen Deckmantel Menschen für Angriffe auf Polizisten, Angehörige der linken Szene und andere „als bekämpfenswert erachtete“ Personen ausgebildet haben. Das Vorgehen der Gruppe sei von Anfang an auf Körperverletzungen angelegt gewesen.

„Knockout 51“ soll in Eisenach außerdem versucht haben, einen „Nazi-Kiez“ zu schaffen und dort die Ordnungsmacht zu übernehmen. Spätestens seit April 2021 sollen die Mitglieder gezielt die Auseinandersetzung mit Linksextremisten gesucht haben, um – als Selbstverteidigung getarnt – „tödlich wirkende Gewalt“ anwenden zu können, wie es heißt. Dafür statteten sie sich laut Generalbundesanwaltschaft mit Messern, Hieb- und Stichwaffen aus.

Mitteldeutscher Rundfunk

Leon Ringl und die Atomwaffendivison

Der mutmaßliche Rädelsführer RIngl ist bereits seit mehreren Jahren in der militanten Neonazi Szene aktiv. Genoss*innen aus Thürigen veröffentlichten 2021 eine umfassende Recherche, die weit vor Staat und Medien die Entwicklungen sowohl um RIngl als auch Knockout 51 detalliert darlegten. Darin heißt es:

Am 10. September 2017 kontaktierte Ringl eine Person, die für die Erstellung der Propagandavideos der Atomwaffen Division zuständig war und erfragte Details zur Erstellung der Videos, die darauf schließen lassen, dass er an dem Video des deutschen Ablegers der Atomwaffen Division beteiligt war. In weiteren Nachrichten fragte er, ob er eine Einladung in den internen Chatraum der Gruppe bekommen könnte. Gegen Ende 2017 wurde Ironmarch abgeschaltet. Als Nachfolgeplattform gründete sich das Forum “facistforge”. Auch in diesem Forum registrierte sich Leon Ringl unter dem Namen “subcprsk” am 9. Januar 2019 und stellte sich vor. In seiner Vorstellung gibt er an, dass er einer der Leiter seiner lokalen Nazi-Jugendgruppe sei. Diese bestünde aus Nazis im Alter von 13 bis 29. Dabei handelt es sich um dem “Nationalen Aufbau Eisenach”, dem er seit 2016 angehört. Davor war er von 2015 bis 2017 bei dem “Antikapitalistischen Kollektiv” aktiv. Außerdem spricht er davon, dass er sich mit Videobearbeitung auskennt und MMA trainiert.

Recherche AGST

Erst vergangene Woche wurde Marvin Euhus aus Nordhessen zu drei Jahren und 10 Monate Haft verurteilt, da das Gericht es als bewiesen ansah, dass er im Namen der AWD bereit war rechtsterroristische Anschläge zu begehen. Wie so oft, wurden die Verbindungen und Netzwerke der Nazis im Prozess nicht ausreichend beleuchtet. Auch mögliche Verbindungen von Euhus und Ringl bleiben im Dunkeln. Aus antifaschistischer Sicht wäre die Frage nach Vernetzungen in Deutschland durch die AWD weiterhin zu prüfen.

Hufeisentheorie & das Antifa Ost Verfahren

Unsere Genossin Lina sitzt seit über zwei Jahren in Untersuchungshaft. Das Antifa Ost Verfahren wird in den nächsten Wochen zu Ende gehen. Für konsequenten Antifaschismus forderte die GBA für Lina 8 Jahre Haft. Im Verfahren waren u.a Leon Ringl und Bastian Adams als Zeugen geladen. Sie versuchten sich dort als Opfer zu inszenieren. Das Solibündnis Antifa Ost hat mit der Richtigstellung zu den Nebenklägern im Verfahren in den vergangenen Jahren stets betont:

In der medialen Berichterstattung wurde selten ihr politischer Hintergrund erwähnt, wenn überhaupt wurde von Personen gesprochen, die dem „rechten Millieu“ zugerechnet werden. Eine fatale Verklärung. Wir zeigen: Es handelt sich um langjährige Neonazi-Kader, faschistische Schläger und angehende Rechtsterroristen. Alle Informationen sind frei zugänglich.

vermeintliche Opfer im Antifa Ost Prozess

Eine weiteres falsches Narrativ bezüglich Rechtsterrorismus in der BRD und deren AkteurInnen beweist die Anklage der GBA gegen Knockout 51. Die wichtigen und richtigen Angriffe gegen Ringl hätten zu einer Radikalisierung mit Waffen und Trainings an der Waffe der Nazis geführt. Diese Übungen haben jedoch, wie AGST vor der Festnahmen der Nazischläger schon formulierten, bereits im Sommer 2019 stattgefunden. Auch das Vorgehen die Nazis erst als Zeugen in einem der größten Prozess gegen Antifaschist*innen seit Jahrzehnten zu laden, sie aussagen zu lassen um sie anschließend zu verhaften, zeigt die irrtümliche Arbeit der GBA erneut auf. Eine einleuchtende Erläuterung zur GBA und deren Rolle im Antifa Ost Prozess gibt es hier.

Prozess & Aussicht

Die Anklage wurde vor dem Staatsschutzsenat des Thüringer Oberlandesgerichts erhoben. Demnach wird der Prozess wohl in Jena stattfinden. Um uns an dieser Stelle selbst zu zitieren, sollte das Narrativ der „großen Razzia“ im April 2022 und die damit verbundene vermeintlich rechtliche Härte gegen (Neo-)Nazis nicht durch Antifas übernommen werden. Vielmehr zeigen die hier aufbereiteten Infos und zitierten Recherchen, dass Antifas dem Staat immer einen Schritt voraus sein werden. Mit Knockout 51 und seinen Schergen hat es im Zuge militanter antifaschistischer Interventionen in Form von Angriffen genau die richtigen getroffen. Vom Prozess und dem Staat bleibt nichts zu erwarten.

Organisiert euch, seid mutig und zeigt klare Kante gegen Nazis. Freiheit für Lina, viel Glück für alle gesuchten Antifas! Kommt alle am Samstag nach der Urteilsverkündung im Antifa Ost Verfahren an Tag X nach Leipzig.