Protestbericht: Gemeinsam gegen Ganser!

Protestbericht: Gemeinsam gegen Ganser!

Am 29.03.2023 fand in Offenbach eine Veranstaltung des Verschwörungsideologen Daniele Ganser statt. Antifaschistische Gruppen hatten zum Gegenprotest aufgerufen: Gemeinsam gegen Ganser! Wir dokumentieren hier den Kurzbericht der Antifaschistischen Basisgruppe. Den Redebeitrag der Gruppe könnt ihr ebenfalls auf deren Webseite nachlesen und findet ihn zudem weiter unten.

Vergangenen Mittwoch haben wir mit circa 50 Antifaschist*innen den Auftritt des Verschwörungsideologen Daniele Ganser in der Offenbacher Stadthalle begleitet. Die Kundgebung befand sich direkt vor der Stadthalle, sodass die wartenden Fans notwendig am Gegenprotest vorbei mussten und das familiäre Miteinander der Verschwörungsszene immer wieder von Sprechchören unterbrochen werden konnte.

Die Redebeiträge (u.a. von den Genoss*innen des AK069, der Omas gegen Rechts und uns) beleuchteten Gansers Antisemitismus, seine Nähe zu rechten und extrem rechten Milieus sowie die Parteinahme für Putins Russland durch Ganser.Während der Kundgebung kam es immer wieder zu Störungen und sexistischen Kommentaren durch die wartenden Verschwörungsgläubigen, was der Gegenprotest allerdings kollektiv auffangen konnte. Anzumerken ist auch, dass das Ordnungsamt und die Polizei immer wieder damit drohten die Veranstaltung aufzulösen, weil diese wenige Meter von der Versammlungsfläche stattfand. An dieser Stelle hätten wir uns kein Einknicken des Anmelders gewünscht, der die anwesenden Antifaschist*innen selber noch anwies den Anordnungen der Polizei folge zu leisten, sondern ein kollektives Zusammenstehen gegen die (wenn auch kleinen) Schikanen der Bullen.

Wir werden auch in Zukunft Auftritte rechtsoffener Verschwörungsideologen nicht unkommentiert lassen! Gegen Verschwörungsideologien und gegen jeden Antisemitismus! Für einen konsequenten Antifaschismus und für die soziale Revolution!

Redebeitrag der Antifaschistischen Basisgruppe: Gegen Ganser Verschwörungsideologie!

Wir sind hier heute auf der Straße gegen die Veranstaltung in der Offenbacher Stadthalle mit Daniele Ganser. Denn Ganser ist einer der bekanntesten Verschwörungsideologen im deutschsprachigen Raum. So verbreitet er Verschwörungserzählungen zu 9/11, Pearl Harbour und anderen unbelegten Spekulationen. Dabei sucht er immer wieder bewusst die Nähe zu verschiedenen rechten Spektren: 2020 hielt er etwa einen Vortrag bei den sogenannten „Wohlfühltagen“ in Luzern neben Esoteriker*innen und Lichtherapeut*innen. Doch auch glühende Antisemiten, wie Ken Jebsen, und Rechtsterroristen, wie Karl Heinz-Hoffmann, sind seine Gesprächspartner. Auch zeigte er sich bei rechten Corona-Demos in Berlin.

Daniele Ganser gehört dabei zu jenen Verschwörungsideologen, die sich selber nicht als rechts verstehen. Dennoch sucht er immer wieder den Schulterschluss mit extrem rechten Akteuren und verharmlost ihre menschenfeindlichen Ideologien. Ganser propagiert letztendlich eine Querfront zwischen einer in die Jahre gekommenen Friedensbewegung und der extremen Rechten. Aber im Mittelpunkt der Auftritte und Reden von Daniele Ganser steht vor allem Daniele Ganser selbst: wie bei vielen Verschwörungsideolog*innen geht es ihm um eine narzistische Selbstinszenierung, um die Selbstdarstellung als heroischen Wahrheitskämpfer und natürlich um die blanke Geldmacherei mit Honoraren und Büchern.

Wir als Antifaschist*innen stellen uns klar gegen Ganser und Konsorten. Denn  Verschwörungsideologien und Querfronten sind keine linken Perspektiven. Im Gegenteil: sie stärken faschistische Gruppierungen und machen rechte Ideologien salonfähig! 

Darüber hinaus sind Verschwörungsideologien das Gegenteil einer linken Gesellschaftskritik. Denn Krieg, Armut und Ausbeutung sind die Folgen eines kapitalistischen Systems! Dahinter steht keine große Verschwörung! Niemand kontrolliert die Welt! Das Problem ist eine Privatwirtschaft, in der es nur um die Profite der Wenigen geht. Ausbeutung, Armut und Krieg rentieren sich nun mal in der Gesellschaft, in der wir leben. Das einzige, was hier regiert, ist das beständige Streben nach neuen Märkten, mehr Wachstum und höheren Profiten – ganz im Sinne der kapitalistischen Klasse! Wer Verschwörungsideologien verbreitet, verschweigt die tatsächlichen Machtstrukturen in unserer Gesellschaft. Wer eine gerechtere, freiere und solidarischere Welt will, kämpft gegen Rassismus, Kapitalismus und Patriarchat – und propagiert keinen Verschwörungsunsinn wie Daniele Ganser.

Ganser aber ist heute hier, um über den Ukrainekrieg zu reden. Schuld für ihn ist dabei vor allem die NATO und der Westen. Und ja die NATO ist ein imperialistischer Drecksladen, der mit Militärgewalt seine kapitalistischen und nationalen Interesse durchsetzt – da reicht ein Blick nach Syrien, nach Afghanistan oder nach Jugoslawien. Aber der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Für den Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der russische Imperialismus verantwortlich. Putin und seine oligarchischen Kapitalistenfreunde führen einen Krieg, der Leid und Tod für Hunderttausende Menschen bedeutet.  Die Kriegsgeilheit und der Militarismus in den deutschen Medien und der deutschen Politik sind widerwärtig. Aber die Verharmlosung und Rechtfertigung des russischen Angriffskrieges, wie Ganser sie betreibt, sind mindestens genau so abscheulich.

Unsere Solidarität gilt den Opfern dieses Krieges. Sie gilt allen Deserteur*innen und allenl Saboteur*innen der Kriegsindustrie. Sie gilt den progressiven Kräften in Russland und in der Ukraine, die sich gegen Krieg, Imperialismus und Faschismus stellen.

Deshalb: Kein Fußbreit den Rechten! Für konsequenten Antifaschismus und eine soziale Revolution! Gegen jeden Antisemitismus und Verschwörungsideologien!

Kurzmeldungen

„Autonomes Blättchen“ erschienen

[23.03.2024] Mit dem Oberthema Solidarität mit den Untergetauchten und Gefangenen ist das Blättchen Nummer 56 erschienen. Thema ist auch ein Angriff auf einen Altnazi in Hessen, die Disrupt Aktion im Kieswerk in Langen und natürlich das heiß diskutierte Thema: die Lahmlegung der Teslafabrik in Brandenburg!

Hausdurchsuchungen bei Eintrachtfans

[19.03.2024] Heute durchsuchten die Bullen die Wohnungen von 42 Eintrachtfans. Anlass der Razzia ist die Kritik am skandalösen Polizeieinsatz beim Spiel SGE gegen Stuttgart im November vergangenen Jahres zu unterbinden. Auch im Zuge von anstehenden nationalistischen Massenevents – wie die EM im bevorstehenden Sommer – ist es nicht ungewöhnlich, dass im Vorhinein repressive Maßnahmen verstärkt werden.