Der folgende Gastbeitrag wurde der Redaktion zugesandt.

Für kommenden Mittwoch, den 17. Mai, rufen Klimagruppen aus Frankfurt zur Demo auf (17 Uhr, Willy-Brandt-Platz). Thema ist die fossile Energieversorgung im Heizkraftwerk West. Die Mainova, die das HKW West betreibt, steht schon länger in der Kritik, ob wegen steigender Strompreise oder der immer noch weitergehenden Kohleverstromung in dem Kraftwerk an der Gutleutstraße. Dass nun das Kraftwerk nur auf Gas umgerüstet werden soll, ist blanker Hohn angesichts der fortschreitenden Klimakatastrophe – und schreibt neokoloniale Abhängigkeiten fort, denn vor allem im globalen Süden werden für die Gewinnung von Gas ganze Landstriche abgebaggert und durch Fracking zerstört. Aktivist*innen aus Kolumbien, einem der Haupfkohlelieferanten, und Vacca Muerta, einem riesigen Gasabbaugebiet in Argentinien, werden deshalb von den Bedingungen vor Ort und ihrem Kampf gegen die fossile Industrie erzählen.

Wir möchten zur Demo aufrufen und sie zudem um einen Aspekt bereichern: Eine antifaschistische Perspektive auf den Mainova-Chef.

Alsheimer und der Deutsche Orden

Constantin Alsheimer ist Jurist und Manager, seit fast 15 Jahren führt er die Geschicke der Mainova. Als Manager eines der mächtigsten kommunalen Unternehmens der Stadt Frankfurt ist er stramm neoliberal und eingebettet in die Beziehungsgeflechte und Netzwerke des Frankfurter Managements. Doch er hat auch ein Hobby, eine Art Ehrenamt: Er ist Familiare des Deutschen Ordens. Ein mitunter kostspieliges Hoby, das mit finanziellen Zuwendungen an den Deutschen Orden verbunden ist.

Nun ist der Deutsche Orden nicht irgendeine Organisation, sondern eine katholisch-fundamentalistische Ritterordensgemeinschaft, die ihre Tradition ausgerechnet aus einer kolonialen Tradition ableitet: So wurde in der Geschichte des Ordens mittels kriegerischer Unterwerfung und brutalen Feldzügen nicht nur das Baltikum „christianisiert“, sondern war auch an „Kreuzzügen“ beteiligt. Der Ritterorden besteht seit 1190, hat heute etwa 1.000 Mitglieder (davon 100 Priester) und seinen Hauptsitz in Wien.

In Frankfurt ist der Deutsche Orden durch das Deutschordenshaus im Stadtteil Sachsenhausen, direkt am Main, aktiv. Hier wird das Vermögen des verschwiegenen Ordens verwaltet, es ist ein Hort des katholischen Traditionalismus. Die angegliederte Deutschordenskirche ist seit Jahren ein Treffpunkt des organisierten Antifeminismus im Frankfurter Raum. Hier können Gläubige etwa lateinische Messfeiern erleben, die in der katholischen Kirche eigentlich seit den 1960er Jahren abgeschafft waren, aber von Papst Benedikt XVI. wieder ausnahmsweise ermöglicht wurden. Am kommenden Donnerstag wird anlässlich Christi Himmelfahrt hier für alle Lebenden und Verstorbenen des Deutschen Ordens gebetet.

Bis 2020 fanden in der Deutschordenskirche auch regelmäßig „Gebetsvigilen für Lebensschutz“ statt (zuvor hatten diese im Dom und der Liebfrauenkirche stattgefunden). Angekündigt war hierbei neben dem Anti-Abtreibungs-Gottesdienst auch eine „Rosenkranzprozession zur Abtreibungsstätte“. Doch auch nach Wegfall dieser Gottesdienste gegen die körperliche Selbstbestimmung von Schwangeren wird die rechte Gesinnung der Gemeinde offen zelebriert: Im Juli und August 2022 fanden gleich zwei Lateinische Choralämter statt, bei denen für Donald Trump gebetet wurde.

Trump ist der prominenteste, aber nicht der einzige extrem Rechte, für den in der Deutschordenskirche zum Gebet aufgerufen wird. Ganz selbstverständlich wird auch für Benno Hofschulte gebetet, der als Netzwerker des organisierten Antifeminismus in Frankfurt und bundesweit auftritt: Ob auf der „Demo für alle“ 2017 als Redner, bei bundesweiten antifeministischen Mobilisierungen, auf der Buchmesse oder bei der lokalen Anti-Atreibungs-Mahnwache vor pro familia, Hofschulte ist immer da. Kein Wunder dass in der Deutschordenskirche für ihn gebetet wird; schließlich erscheint er dort auch regelmäßig zum Gottesdienst.

Hofschulte (wohnhaft in Niederursel, Emil-von-Behring-Str. 43) ist führender Funktionär der „Deutschen Vereinigung für eine christliche Kultur“ (DVCK) und tritt als solcher auch öffentlich in Erscheinung. Unter dem Dach der DVCK werden antifeministische Kampagnen wie „Aktion SOS Leben“ oder „Aktion Kinder in Gefahr“ durchgeführt, die sämtlich körperliche Selbstbestimmung, Emanzipation und alle Lebensmodelle jenseits der Hetero-Kleinfamilie angreifen. Hofschulte ist seit Jahrzehnten der extremen Rechten und dem organisierten Antifeminismus in Frankfurt zuzurechnen; Anfang der 1990er Jahre trat er als Teilnehmer des „Staatspolitischen Clubs“ in Erscheinung, eines lokalen Leserkreises der extrem rechten Zeitung Junge Freiheit. Seine menschenfeindliche Gesinnung hat er offensichtlich bis heute nicht abgelegt.

Der Deutsche Orden gibt „Lebensschützern“ eine spirituelle Heimat und dient als Vernetzungsort für Anti-Abtreibungs-Aktivisten aus der Region. Genau in diesem Verein wirkt Mainova-Chef Alsheimer als „Familiare“, ebenso wie erzkonservative Politiker wie Edmund Stoiber. Es kann nicht sein, dass die Strompreise erhöht werden, der Gewinn dabei teils von der Mainova abgeschöpft wird und über den Umweg üppiger Managergehälter in den Taschen von christlichen Fundamentalisten, Antifeministen, Traditionalisten und „Kreuzzug“-Fans landet. What the fuck? Daran ändert auch nichts, dass die Mainova unlängst ankündigte, den Frankfurter CSD finanziell unterstützen zu wollen.

Auch darum auf die Straße gegen die Mainova, gegen neokoloniale Abhängigkeitsverhältnisse fossiler Energieträger! Kommt zur Demo am 17.5. um 17 Uhr am Willy-Brandt-Platz und zur Infoveranstaltung am 15.5. um 19:30 Uhr im Café KoZ!