Aus der Zeit

Sie war schwer erkrankt, nun ist sie verstorben: Hildegard L. hatte sich seit vergangenem Juni vor dem Oberlandesgericht München unter anderem wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten müssen. Die 71-jährige Astrologin soll der Anklage zufolge zu den Gründern der Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß gehört haben. Am Montag sei seine Mandantin im Krankenhaus verstorben, bestätigte ihr Verteidiger Marc Jüdt der ZEIT.

Die Bundesanwaltschaft wirft einer Gruppe um Prinz Reuß und den früheren Bundeswehr-Offizier Rüdiger von Pescatore vor, einen gewaltsamen Umsturz geplant zu haben. Aufgrund der vielen Angeklagten wird zeitgleich vor den Oberlandesgerichten Frankfurt, München und Stuttgart verhandelt.  

Hildegard L. soll laut Bundesanwaltschaft schon am Gründungstreffen der Gruppe beteiligt gewesen sein. Laut Anklage gehörte sie einem Ressort „Transkommunikation“ an, das für die „spirituelle Überprüfung“ möglicher Mitstreiter zuständig gewesen sein soll. Im Prozess hatte L. vortragen lassen, dass die Gruppe keinen Putsch geplant habe. 

Hildegard L. hatte vor ihrer Festnahme im hessischen Heppenheim als Astrologin gearbeitet und war zeitweise im Bundestagsbüro der ebenfalls angeklagten Berliner Juristin Birgit Malsack-Winkemann (AfD) beschäftigt gewesen. Ende Juni war das Verfahren gegen L. aufgrund ihrer Erkrankung vom Oberlandesgericht München abgetrennt worden, der Prozess ging ohne sie weiter. Später wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. L. war seit Dezember 2022 in Untersuchungshaft gewesen.

Der Karlsruher Rechtsanwalt Marc Jüdt hat nach eigenen Angaben vor zwei Monaten Strafanzeige unter anderem wegen Körperverletzung im Amt und unterlassener Hilfeleistung gegen drei Ärztinnen der Justizvollzugsanstalt Aichach gestellt, weil diese auf „erhebliche Krankheitssymptome“ der Inhaftierten nicht angemessen reagiert hätten. „Meine Mandantin hätte auch außerhalb der JVA keine Chance auf Heilung gehabt, aber früher adäquat behandelt und auch aus der U-Haft entlassen werden können“, sagte er der ZEIT.

Die Prozesse gegen die mutmaßliche Terrorgruppe dauern an. Auch die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen: Zuletzt hatte die Generalstaatsanwaltschaft München im August drei weitere mutmaßliche Mitglieder festnehmen lassen.