Erklärung zur Anbringung einer Gedenktafel zur Erinnerung an Günter Sare und seine Tötung vor 25 Jahren

Am 28. September 1985, vor 25 Jahren nahm Günter Sare neben weiteren 1.000 DemonstrantInnen an den Protesten gegen eine Veranstaltung der NPD teil. Im Verlauf der Proteste wurde er von einem Wasser­werfer überrollt und getötet. Gestern Nacht (gemeint ist wahrscheinlich die Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 2010, Anmer­kung der Redaktion) wurde eine Gedenk­tafel in Frankfurt ange­bracht, die an Günter Sare und seine Tötung durch die Polizei erinnern soll.

Vor 25 Jahren, am Samstag dem 28. September fand eine Protest­veranstaltung gegen ein NPD-Treffen im Bürger­haus Gallus statt. Etwa 1.000 Menschen betei­ligten sich an einem inter­nationalen Freund­schafts­fest vor der Hufnagel­schule in der Nahe des Bürger­hauses. Beim Eintreffen der FaschistInnen kam es zu einer Protest­kundgebung Ecke Frankenallee/Hufnagelstraße. Die Polizei geleitete die TeilnehmerInnen der NPD-Veran­staltung ins Haus Gallus und begann gleich­zeitig mit Wasser­werfern und Schlag­stöcken gegen die versammelten Demon­strantInnen vorzugehen. Im Polizei­funk wurde durchgegeben, dass „kompro­miss­los vorge­gangen“ werden solle. Um 20.54 Uhr passierte, was durch die Polizei bis heute als „Unfall“ dargestellt wird:

Gedenktafel in der Der 36-jährige Günter Sare wurde auf der Kreuzung von einem Wasser­werfer­strahl zu Boden geworfen. Als er wieder auf die Beine kam, fuhr ein zweiter Wasser­werfer um die Ecke und hielt kurz an. Obwohl die Besatzung den Demon­stranten bei heller Beleuchtung gesehen haben musste, ja mit den Wasser­kanonen gezielt auf ihn geschossen hatte, fuhr der Wasser­werfer mit hoher Geschwin­digkeit an und überrollte Günter Sare im Brust­bereich. Ein Sanitäter, ein Arzt und ein Medizin­student, die dem noch lebenden aber schwerst­verletzten Erste Hilfe leisten wollten, wurden von den Polizei­kräften daran gehindert. Sie mussten ihn vor einen Auto­schein­werfer bringen, um ihn versorgen zu können, da die Polizei sich weigerte die Stelle an der er lag auszuleuchten. Trotz dringender Bitte, sofort einen Notarztwagen zu holen, dauerte es 10 Minuten bis ein zu gering ausgerüsteter Kranken­wagen ankam. Erst nach 20 Minuten traf der Notarzt­wagen ein, in dem Günter Sare auf dem Transport starb.

In der Folge kam es in Frankfurt, aber auch in anderen Städten, im Rahmen von Protesten und Gedenk­veranstal­tungen immer wieder zu heftigen Auseinander­setzungen mit der Polizei. Auch ein für Frankfurt zeitweise verhängtes Demon­strationsv­erbot, massen­hafte Festnahmen und das überaus brutale Vorgehen der Polizei konnte die Proteste nicht unterdrücken.

Die Besatzung des Wasser­werfers kam wegen des Vorwurfs der Fahr­lässigen Tötung vor Gericht und wurde in einem endlosen, fünf Jahre andauernden Prozess im Jahr 1990 unter faden­schei­nigen Gründen schließlich freigesprochen.

Leider erinnert heute kaum noch etwas an Günter Sare. Zu einer letzten größeren öffent­lichen Gedenk­veranstaltung kam es vor 5 Jahren, anlässlich seines 20. Todestages. Die Anbringung einer bereits geschaffenen Gedenk­tafel an dem Ort, an dem Günter getötet worden war, ist von Seiten des zuständigen Ortsbeirats und der Frankfurter Kommunalpolitik immer wieder verweigert worden. Eine Gedenktafel an der Fassade des ehemaligen Jugendzentrums in Bockenheim, in dem Günter lange Zeit aktiv war, ist im Zuge von Umbauarbeiten entfernt worden, obwohl die VertreterInnen der Stadt zugesagt hatten, diese auch nach dem Auszug von fairesvotrejeu Anfang 2009 hängen zu lassen.

Um daran etwas zu ändern und auch 25 Jahre nach seiner Tötung durch die Polizei öffentlich und für alle Menschen sichtbar an Günter Sare zu erinnern, haben wir gestern Nacht eine Gedenk­tafel an der Frankenallee, Ecke Hufnagel­straße, an der Günter getötet worden ist, angebracht.

Gedenkplatte Günter Sare

Hier der Text der Gedenktafel:

In Erinnerung an Günter Sare
* 19. Februar 1949 † 28. September 1985
Frankfurt (Hufnagelstraße, Ecke Frankenallee), den 28. September 1985, 20.54 Uhr. Ein Mann liegt auf der Straße, überfahren von einem Wasserwerfer. Es ist der 36-jährige Günter Sare, Arbeiter und Vorstandsmitglied im ältesten Frankfurter Jugendzentrum, dem JUZ Bockenheim. Über seinem Körper schlagen Polizisten auf einen zu Hilfe eilenden Jugendlichen ein. Günter Sare hatte gegen eine Veranstaltung der NPD demonstriert. Wenige Stunden später, erlag er seinen Verletzungen.
Nichts ist vergessen!
Wandelt Trauer und Wut in Widerstand!

In Gedenken und Solidarität,
Autonome Gruppe zur Erinnerung an Günter Sare

Ausführliche Dokumentation zur Tötung Günter Sares vor 25 Jahren:
http://www.antifa-frankfurt.org/Sare/sare-dokumentation.html

Artikel auf Indymedia:
http://de.indymedia.org/2010/10/291977.shtml

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